Emerging Markets 2020 – wie funktioniert die Anlage in Schwellenländer?
Auch im Jahre 2020 suchen Anleger verstärkt nach rentablen Alternativen zu klassischen Geldanlagen, die sich in negativer Hinsicht oft durch äußerst geringe Renditen auszeichnen können. Eine Möglichkeit eines rentableren Investments sieht so aus, dass Sie sich Aktien ins Depot legen. Aber auch manche Anleihen sind attraktiv, wenn es sich nicht gerade um äußerst sichere Rentenpapiere wie Bundesanleihen handelt. Ein besonderer Zweig der Anlage sind die sogenannten Emerging Markets. Dieser spezielle Markt setzt sich aus Schwellenländern zusammen, in die Anleger investieren können.
Was sind Emerging Markets?
Weltweit gibt es über 200 Länder und Staaten, die sich nach verschiedenen Kriterien einteilen lassen. Eine klassische Eingruppierung erfolgt danach, auf welchem industriellen Stand sich die jeweiligen Staaten befinden. Auf dieser Grundlage gibt es eine Dreiteilung in folgende Gruppen:
- Entwicklungsländer
- Schwellenländer
- Industrienationen
Der Aufbau ist relativ einfach. Entwicklungsländer sind diejenigen Staaten, bei denen es faktisch noch keine Industrialisierung gibt und die auch noch nicht in Aussicht haben, innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre wesentliche Fortschritte zu erzielen. Die zweite Gruppe, nämlich die sogenannten Schwellenländer, haben hingegen schon deutliche Anfänge hin zur Industrienation gemacht, stehen also bildlich gesprochen auf der Schwelle zwischen Entwicklungs- und Industrienation. Zu den Industrienationen gehören hingegen solche Staaten, bei denen eine starke Wirtschaft vorherrscht und die Industrialisierung schon viele Jahre oder Jahrzehnte fortgeschritten ist. Zu den bekannten Industrienationen zählen beispielsweise die Vereinigten Staaten, Japan oder auch Deutschland.
Unter dem Begriff Emerging Markets werden nun alle Schwellenländer zusammengefasst. Wörtlich übersetzt heißt Emerging Markets eigentlich „Not-Märkte“, jedoch ist dies keinesfalls eine zutreffende Bezeichnung. Für Anleger sind die Schwellenländer nämlich sogar besonders interessant, allerdings auch relativ risikoreich. Auf welche Art und Weise Sie in Emerging Markets heutzutage investieren können, möchten wir im Folgenden etwas näher erläutern.
Welche Länder zählen zu den Emerging Markets?
Es gibt immer wieder Verschiebungen, welche Staaten als Schwellenländer bezeichnet werden und daher in den Bereich der Emerging Markets fallen. Bis vor etwa fünf bis zehn Jahren wurde oftmals die Abkürzung BRIC benutzt. Dabei standen die jeweiligen Anfangsbuchstaben des Landes für einen Buchstaben aus dem Wort BRIC, nämlich Brasilien, Russland, Indien und China. Mindestens China und Russland gelten heutzutage allerdings nicht mehr als Schwellenländer, sondern haben den Sprung in die Industrienation geschafft. Vielmehr sind es aktuell vor allem die folgenden Staaten, die genannt werden, wenn von Schwellenländern und somit den Emerging Markets gesprochen wird:
- Südafrika
- Brasilien
- Pakistan
- Mexiko
- Thailand
- Litauen
- Äthiopien
Es sind also vor allem Staaten aus Asien, aber auch von anderen Kontinenten, die in die Gruppe der Schwellenländer fallen. Ein Investment ist für Anleger deshalb sehr interessant, weil unter der Voraussetzung, dass ein Schwellenland tatsächlich den Sprung zur Industrienation schafft, erheblich positive wirtschaftliche Folgen zu erwarten sind. Die Unternehmensgewinne steigen teilweise massiv an, sodass in der Regel auch die Aktienkurse der entsprechenden Unternehmen äußerst positiv verlaufen.
Wie kann ich im Bereich Emerging Markets investieren?
Es gibt am Finanzmarkt mehrere Möglichkeiten, wie Sie in Schwellenländer und somit in den Bereich Emerging Markets investieren können. Im Grunde müssen Sie bei der jeweiligen Anlageform vorrangig darauf achten, dass diese im Fokus mit einem oder mehreren Schwellenländern zu tun hat. Grundsätzlich stehen dazu insbesondere die folgenden Anlageformen und Finanzprodukte bereit:
Wie das Investment im Einzelfall bei diesen Anlageformen aussehen kann, das erfahren Sie in den nachfolgenden Abschnitten.
Aktien aus Schwellenländern: Direktes Investment in Unternehmen
Die wohl direkteste Möglichkeit des Investments in Schwellenländer ist es, Aktien von Unternehmen zu erwerben, die aus Staaten der Emerging Markets stammen. In diesem Fall legen Sie Ihren Anlagefokus demnach auf die jeweilige Wirtschaft, indem Sie in einzelne Unternehmen investieren. Wichtig zu beachten ist, dass Sie eine gute Marktanalyse durchführen und sich dabei vor allem darüber informieren, welche Branchen besonders aussichtsreich sind. Hier gibt es teilweise erhebliche Unterschiede, denn meistens schaffen die Schwellenländer den Sprung zur Industrienation vor allem aufgrund einzelner Branche. Die Aktien derjenigen Unternehmen, die in einer wachstumsstarken Branche beheimatet sind, sind daher für ein Investment besonders Erfolg versprechend.
Die Anlage in Aktien aus Schwellenländern selbst ist natürlich sehr einfach, denn dazu müssen Sie die Wertpapiere lediglich an der Börse kaufen. Allerdings erhalten Sie in der Regel nicht alle Aktien von Unternehmen aus dem Bereich der Emerging Markets an deutschen Börsen, sondern mitunter müssen Sie Ihre Order an einer Auslandsbörse stellen. Dabei sollten Sie vor allem darauf achten, dass die Kurse der Aktien von Unternehmen aus Schwellenländern oft noch relativ volatil sind. Daher es empfehlenswert, auf jeden Fall mit einer Limit-Order zu arbeiten.
Anleihen aus Schwellenländern: in Staaten oder Unternehmen Geld anlegen
Eine zweite Möglichkeit, wie Sie im Bereich Emerging Markets investieren können, ist der Kauf von Anleihen aus Schwellenländern. Emittent kann entweder der jeweilige Staat sein, also beispielsweise Thailand als ein Schwellenland, oder alternativ ein Unternehmen, das im Bereich Emerging Markets angesiedelt wird. Im Unterschied zur Anlage in Aktien sind Sie nach dem Kauf der Rentenpapiere nicht Teilhaber des Unternehmens, sondern stattdessen Gläubiger. Solche Rentenpapiere sind in der Regel von der Rendite her sehr attraktiv, denn aufgrund des erhöhten Risikos müssen die Emittenten Anleger mit einem guten Zins anlocken. Risikoreich sind diese Anleihen allerdings auch. Sollte das Schwellenland den Sprung zur Industrienation nicht schaffen, drohen teilweise herbe Staats- und Unternehmensverluste.
Breit gestreut investieren mit Aktiv- und Passiv-Fonds
Eine für viele Anleger sehr gute Möglichkeit, von einem Investment in Schwellenländer zu profitieren, ist die Nutzung von Aktiv- und Passiv-Fonds. Ein großer Vorteil besteht in der breiten Risikostreuung, die durch die Anlage in Fonds erzielt wird. Dabei sind es insbesondere die folgenden drei Fondsarten, die eine Anlage in den Bereich Emerging Markets ermöglichen:
Bei Aktien- und Rentenfonds handelt es sich um aktiv gemanagte Fonds, die zum Beispiel ausschließlich Aktien oder eben Rentenpapiere von Unternehmen und Staaten im Depot haben, die im Bereich Schwellenländer angesiedelt sind. Alternativ oder zusätzlich können Sie aber auch über ETFs investieren. Der Indexfonds bezieht sich insbesondere auf einen sogenannten Emerging Markets Index, wie zum Beispiel den MSCI Emerging Markets Index. Durch die breite Risikostreuung sinkt das gesamte Risiko, auch wenn es natürlich bei den aktiv gemanagten und Indexfonds zu Verlusten kommen kann.
Zertifikate: Oft eine spekulativere Anlage in Schwellenländer
Eine vierte Möglichkeit, wie Sie – meistens allerdings mit einem zusätzlich erhöhten Risiko – in den Bereich Emerging Markets investieren können, sind Zertifikate. Die Schuldverschreibungen gibt es in ganz unterschiedlichen Ausprägungen, sodass Sie auf jeden Fall erst einmal die Struktur und Bedingungen des jeweiligen Zertifikates verstehen sollten. Von Garantiezertifikaten bis zu Knock-out Zertifikaten geht es im Prinzip jedes erdenkliche Risiko. Besonders empfehlenswert sind Open-End Zertifikate, denn dann gibt es keinen Zeitdruck, dass zum Beispiel der Kurs einer Aktie oder einer Anleihe unbedingt binnen eines bestimmten Zeitraums steigen muss. Zertifikate sind allerdings eher etwas für Kenner und nicht unbedingt für Anleger oder gar Sparer geeignet, die gerade erst damit beginnen, in Emerging Markets zu investieren.