Staatsanleihen zählen zu den Rentenpapieren, von denen es am Finanzmarkt eine große Auswahl gibt. Unter anderem lassen sich die zahlreichen Renten, wie Anleihen ebenfalls bezeichnet werden, danach einteilen, um welche Art von Emittent es sich handelt. Bei den Staatsanleihen ist der Emittent stets ein Staat, also in aller Regel die entsprechende Regierung.
Risiken auch bei Staatsanleihen vorhanden
Im Grunde kennzeichnen sich alle Anleihen zunächst einmal dadurch, dass der Anleger bei einem Investment ein sogenanntes Emittentenrisiko eingeht. Das Emittentenrisiko ist eins von bis zu vier Risiken, die in Verbindung mit einer Anleihe, demzufolge auch mit einer Staatsanleihe, auftreten können, nämlich:
- Emittentenrisiko
- Zinsrisiko
- Währungsrisiko
- Kursrisiko
Emittentenrisiko
Mit dem Emittentenrisiko ist gemeint, dass der Anleger durch das Investment die Gefahr akzeptiert, dass der jeweilige Emittent der Staatsanleihe insolvent bzw. zahlungsunfähig werden könnte. Würde dies passieren, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Inhaber der Anleihe sein Kapital komplett oder zumindest zu einem großen Teil verliert. Zwar sind viele Anleger der Auffassung, dass es gerade bei Staaten eher unwahrscheinlich ist, dass diese zahlungsunfähig werden. Für nahezu alle europäischen Staaten und einige weitere Länder trifft dies sicherlich zu, aber auf der anderen Seite gibt es natürlich noch genügend andere Staaten auf der Welt, die eine relativ schlechte Bonität haben. Aus diesem Grund muss man beim Investment in Staatsanleihen immer darauf achten, wer der Emittent ist und wie es mit dessen Bonität bestellt ist. Eine hilfreiche Informationsquelle sind dazu Ratings, die von Rating-Agenturen wie Standard & Poor’s oder Moody’s vergeben werden.
Kursrisiko
Das Kursrisiko existiert bei Staatsanleihen nur dann, wenn Sie planen, die Anleihe vor ihrer Fälligkeit an der Börse zu verkaufen. In diesem Fall muss der Verkauf natürlich zu dem Kurs stattfinden, mit dem die Anleihe aktuell notiert. Dieser Kurs kann durchaus unterhalb von 100 Prozent liegen, sodass Sie dann Kapitalverluste hätten. Warten Sie hingegen, bis die Anleihe fällig ist, entfällt das Kursrisiko. Die Staatsanleihe wird dann nämlich zu 100 Prozent zurückgezahlt, also zum vollen Nominalwert.
Zinsrisiko
Das Zinsrisiko gibt es bei Staatsanleihen nicht besonders häufig, weil die meisten Rentenpapiere dieser Art festverzinslich sind. Demgegenüber existiert ein Zinsrisiko immer nur dann, wenn es sich um eine variabel verzinsliche Anleihe handelt. Diese variabel verzinslichen Rentenpapiere gibt es bei den Staatsanleihen allerdings eher selten, sodass dieses Risiko in der Praxis zu vernachlässigen ist.
Währungsrisiko
Das Währungsrisiko ist zwar ein grundsätzliches Risiko, welches auch bei Staatsanleihen vorhanden sein kann. Allerdings gilt dies nur für den Fall, dass Sie sich für ein Rentenpapier entscheiden, das in einer ausländischen Währung notiert. Dann besteht durchaus das Risiko, dass der Wert dieser Währung im Laufe der Anlagedauer sinkt, was für den Inhaber zu Verlusten führen würde. Bei solchen Rentenpapieren handelt es sich dann nicht nur um Staatsanleihen, sondern gleichzeitig um Fremdwährungsanleihen.
Rating als wichtiger Entscheidungsfaktor
Wie wir zuvor bereits angesprochen, ist das sogenannte Rating ein wichtiger Faktor, um die Bonität des Emittenten bei Anleihen einschätzen zu können. Das Rating selbst ist eine Bewertung, welches von den bekannten Rating-Agenturen vorgenommen wird. Diese Bewertung hat den Sinn und Zweck, dass interessierte Anleger anhand des Rating sofort erkennen können, wie es um die Kreditwürdigkeit des Emittenten bestellt ist.
Bei der bekannten Rating-Agentur Standard & Poor’s bedeuten beispielsweise die folgenden Buchstaben, wie das Emittentenrisiko einzuschätzen ist:
- AAA: höchstmögliche Bonität
- A: Sichere Anlage
- BB+: Spekulative Anlage
- CCC: Es ist von Ausfällen auszugehen
- D: Anleihen mit Zahlungsausfall
Zwischen den einzelnen Buchstaben gibt es noch zahlreiche Zwischenstufen, die jeweils etwas zu Bonität des Emittenten aussagen. Meistens ist es so, dass bei Staatsanleihen mit einer hervorragenden Bonität, wie zum Beispiel bei den Bundesanleihen, auch nur eine geringe Verzinsung zu erwarten ist. Auf der anderen Seite sind überdurchschnittlich hohe Zinsen vor allem bei solchen Rentenpapieren anzutreffen, bei denen die Bonität des Emittenten mittelmäßig oder schlecht ist.
Wie hoch ist die Verzinsung bei Staatsanleihen?
Auf diese Frage gibt es keine pauschale Antwort, denn die Verzinsung für Anleihen, die von Staaten ausgegeben werden, ist von mehreren Faktoren abhängig. Die größten Einflussfaktoren sind insbesondere:
- Kapitalmarktzinsen bzw. Leitzinsen
- Bonität des Emittenten
- Wie dringend ist der Kapitalbedarf des Emittenten?
- Wirtschaftliche Lage
In der aktuellen Niedrigzinssituation ist es natürlich bei Anleihen, die von einem Emittenten mit sehr guter Bonität ausgegeben werden, so, dass die Verzinsung selten oberhalb von ein bis zwei Prozent liegt. Dies kann sich zukünftig natürlich wieder ändern, wenn beispielsweise die Europäische Zentralbank die Leitzinsen anhebt oder sonstige Einflüsse bewirken, dass wieder mehr Zinsen auf Rentenpapiere gezahlt werden, auch von Emittenten mit einer guten Bonität.
Warum werden Staatsanleihen ausgegeben?
Der Grund dafür, dass Staatsanleihen emittiert werden, ist im Prinzip der gleiche wie bei allen anderen Rentenpapieren, nämlich dass der jeweilige Emittent Kapital benötigt. Selbstverständlich haben auch Länder oftmals zusätzlichen Kapitalbedarf, den sie durch die Ausgabe der Anleihen decken können. In vielen Staaten gehört es sogar mittlerweile zum gesamten Refinanzierungssystem, das fortlaufend Rentenpapiere ausgegeben werden. Dies ist unter anderem auch in Deutschland der Fall. Daher ist es auch noch kein negatives Zeichen an sich, wenn solche Anleihen von Staaten emittiert werden, weil sie sich dadurch Kapital beschaffen möchten.
Staatsanleihen meistens an der Börse handelbar
Die meisten Rentenpapiere, die von Staaten ausgegeben werden, können an der Börse gehandelt werden. Wie bei Aktien gibt es normalerweise bei liquiden Anleihen dieser Art fortlaufend aktuelle Kurse, die sich im Durchschnitt meistens zwischen 95 und 110 Prozent bewegen. In welche Richtung sich ein Kurs entwickelt, hängt vor allem damit ab, wie das Verhältnis zwischen im Rentenpapiere festgelegten Zins und den Kapitalmarktzinsen ist. Beinhaltet ein Rentenpapier beispielsweise in der aktuellen Zinssituation einen Zinssatz von vier Prozent, handelt es sich dabei um einen verhältnismäßig attraktiven Zins. Dieser wird voraussichtlich dazu führen, dass die Kurse dieser Anleihe steigen, weil eben möglichst viele Anleger diesen derzeit attraktiven Zinsertrag haben möchten.
Fazit zu Staatsanleihen
Rentenpapiere, die von Staaten ausgegeben werden, sind oft an der Börse handelbar. Sie bieten im Prinzip jedem Anleger, vom sicherheitsorientierten bis zum chancenorientierten Investor, die passende Möglichkeit. Die Bonität der Emittenten kann allerdings sehr unterschiedlich sein, sodass es vor einer Anlage empfehlenswert ist, sich das Rating zu betrachten. Staatsanleihen sind meistens festverzinsliche Wertpapiere und häufig ausschließlich mit dem Emittentenrisiko als alleinigem Risiko ausgestattet.
Hier sehen Sie eine Staatsanleihe des Deutsche Reichs aus dem Jahr 1925.