Mit Hilfe eines Ratings soll der Anleger vorab eine bessere Informationsbasis über das Risiko eines Investments erhalten. Gleichzeitig ist ein gutes Rating aber auch im Sinn des Schuldners, da dieser so dem Investor signalisiert, dass es sich bei dem Kauf dieser Anleihe um eine sehr bzw. relativ sichere Anlageform handelt.
Ein Rating wird von sog. Ratingagenturen meist im Auftrag und gegen Bezahlung durch das Unternehmen durchgeführt (sog. solicitated rating). Möglich ist aber auch, dass eine Ratingagentur oder ein Dritter (z.B. ein möglicher Investor) ein Rating ohne Mitwirkung des betroffenen Unternehmens durchführen lässt (sog. unsolicitated rating). Besonders bekannt sind die Agenturen Moody’s, Standard & Poor’s und Fitch.
Zu besseren Vergleichbarkeit werden sog. Ratingsymbole oder Ratingcodes verwendet. Diese sollen Auskunft darüber geben, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Schuldern innerhalb der nächsten 5 Jahre seinen finanziellen Verpflichtungen NICHT mehr fristgerecht nachkommen kann (engl. sog. default).
Bei der Ratingklasse AAA beträgt beispielsweise die Wahrscheinlichkeit eines Kreditausfalls nur ca, 0,15 Prozent, wohingegen sie bei der Ratingklasse BB bereits ca. 9,5 Prozent, also das rund 60-fache (!) des Riskos einer AAA-Anleihe beträgt.
Ratingklassen der Agenturen
Fitch IBCA | Moody’s | Standard & Poor’s | Schulnoten | Erläuterung |
AAA | Aaa | AAA | 1+ | sehr gut: höchste Bonität, praktisch kein Ausfallrisiko |
AA+ AA AA- | Aa1 Aa2 Aa3 | AA+ AA AA- | 1 | sehr gut bis gut: hohe Zahlungssicherheit, geringes Insolvenzrisiko |
A+ A A- | A1 A2 A3 | A+ A A- | 2 | gut bis befriedigend: angemessene Deckung des Kapitaldienstes; noch sehr geringes Insolvenzrisiko |
BBB+ BBB BBB- | Baa1 Baa2 Baa3 | BBB+ BBB BBB- | 3 | befriedigend: angemessene Deckung des Kapitaldiensts; mittleres Insovenzrisiko (spekulative Charakteristika, mangelnder Schutz gegen wirtschaftliche Veränderungen) |
BB+ BB BB- | Ba1 Ba2 Ba3 | BB+ BB BB- | 4 | befriedigend bis ausreichend: mäßige Deckung des Kapitaldienstes, höheres Insolvenzrisiko |
B+ B B- | B1 B2 B3 | B+ B B- | 5 | ausreichend bis mangelhaft: geringe Sicherung des Kapitaldienstes, hohes Insolvenzrisiko |
CCC CC | Caa Ca | CCC CC | 6 | ungenügend: kaum ausreichende Bonität, sehr hohes Insolvenzrisiko |
SD/D | C | SD/D | zahlungsunfähig: in Zahlungsverzug oder bereits insolvent |
Ein Schuldner mit einer guten Ratingklasse kann sich am Kapitalmarkt zu einem sehr günstigen Zinssatz verschulden. So liegt der Zinssatz für einen AAA-Anleihe sehr nah an dem sog. Interbanken-Zinssatz, also an dem Zins, welchen sich die Banken untereinander für Kredite berechnen.
Ein Schulder, der „nur“ über eine BB Rating verfügt, kann bereits Probleme haben, sich überhaupt Kapital besorgen zu können und muss mit einem größeren Zinsaufschlag als Risikoprämie des Investors rechnen.
Kapitalsammelstellen wie Versicherungen und Investmentfonds sind meist per Gesetz oder Vertrag verpflichtet, zum Schutz des Kapitals ihrer Anleger, nur Anleihen von höchster und hoher Bönität zu erwerben. Im Fachjargon wird dies als „Investment Grade“ bezeichnet. Der Investment Grade Bereich geht von AAA bis BBB- (oder äquivalent) Besonders problematisch ist diese Regelung dann, wenn, wie z.B. im Jahr 2005 bei dem US Autokonzern General Motors, die Anleihen von „Investment Grade“ auf „Speculative“ von einer Ratingagentur heruntergestuft werden. In diesem Fall sind Pensionskassen gezwungen, ihre Bestände umgehend zu verkaufen, was den Kurs dieser Anleihen aufgrund des hohen Abgabedrucks natürlich weiter sinken lasst.