In die unangenehme Situation einer Verschuldung kann so gut wie jeder kommen. Hierzulande herrscht seit Jahren konstant hohe Kauflaune, während gleichzeitig die Zahl überschuldeter Bundesbürger weiter zunimmt. Nicht jedes Mal sind unvernünftiges Wirtschaften oder verschwenderische Lebensführung die Gründe dafür. Der Verlust des Arbeitsplatzes, die Scheidung oder auch ein einziger finanzieller Fehler können im Extremfall als Ursache für eine Überschuldung schon ausreichen. Wie Sie trotz hoher Schulden mit Disziplin und Kostenkontrolle wieder ins Plus gelangen können, zeigen wir Ihnen in diesem Artikel.
Wodurch eine Überschuldung entsteht
Mit einer Überschuldung haben Sie dann zu kämpfen, wenn laufende Grundkosten wie Miete, Versicherung, Telefon etc. sich dauerhaft nicht mehr durch Ihre monatlichen Einnahmen bezahlen lassen. Sind Ihre Rücklagen verbraucht, werden Sie durch zusätzliche Anschaffungen oder notwendige Ausgaben immer weiter ins Minus rutschen. In vielen Fällen stellen ungünstige Finanzierungen wie Darlehen, Leasing- oder Kreditraten Schuldenfallen dar, die in einer solchen Situation wie Brandbeschleuniger wirken.
Wie Sie den Schuldenabbau angehen
Stecken Sie in finanziellen Schwierigkeiten, gilt es zunächst, sich der Situation zu stellen und Ihre Schieflage in den Griff zu bekommen. Verschaffen Sie sich dringend einen ehrlichen Überblick über Ihren finanziellen Stand der Dinge.
Ihre Finanzen müssen auf den Prüfstand
Schulden bauen Sie am ehesten ab, indem Sie sich als Erstes mit diesen drei grundlegenden Fragen einen präzisen Überblick verschaffen:
- Wie kommen meine Schulden zustande?
- Was begünstigt eine weitere Verschuldung?
- Gibt es Einsparmöglichkeiten?
Wie kommen meine Schulden zustande?
Erstellen Sie umgehend eine Auflistung aller derzeitigen Einnahmen und Ausgaben. Hier hilft ein Haushaltsbuch, das Sie auch als App herunterladen können. Ab sofort führen Sie über jede noch so geringe Ausgabe Buch. Vergessen Sie dabei auch keine Überweisungen und rechnen Sie jährliche Ausgaben wie die Mietnebenkosten oder mögliche Versicherungszahlungen auf die monatliche Belastung um. Stellen Sie diese Summe den Einnahmen pro Monat gegenüber. Auf diese Weise entlarven Sie bereits nach den ersten vier Wochen, wofür welche Aufwendungen bei Ihnen anfallen. Eine exakte Aufstellung Ihrer Monatskosten ist Voraussetzung, um Ordnung ins finanzielle Chaos zu bringen.
Was begünstigt eine weitere Verschuldung?
Finden Sie durch Ihre Buchführung nach dem ersten Monat heraus, dass Ihre Ausgaben die Einnahmen übersteigen, besteht Handlungsbedarf. Sie müssen Kostenfaktoren entdecken, bei denen Sie für den kommenden Monat den Rotstift ansetzen können. Andernfalls geraten Sie noch tiefer in die Finanzkrise, etwa durch den Dispozins Ihres Kontos. Für diese Überziehungsmöglichkeit werden selten unter 10% an Zinsen fällig. Vermeiden Sie den Dispo, lässt sich etwas Geld zum Schuldenabbau einsparen. Suchen Sie im Alltag nach weiteren Geldfressern, wie sie zum Beispiel Online-Shopping, Restaurantbesuche oder Lieferdienste darstellen können.
Gibt es Einsparmöglichkeiten?
Anhand Ihres Haushaltsbuches nehmen Sie Ihre Ausgaben genau unter die Lupe und überlegen Sie, wo Einsparungen Sinn machen. Das erfordert Disziplin, aber bei dem Ziel, schuldenfrei zu werden hilft der Verzicht auf Kleinigkeiten garantiert. Streichen Sie vorübergehend Kinobesuche, den Mittagstisch mit Kollegen und vorhandene Abos fürs Fitnessstudio oder Zeitschriften.
Über Online-Vergleichsportale können Sie Ausgaben optimieren, indem Sie bei den laufenden Kosten für Internet, Versicherungen, Handy und Strom sparen. Prüfen Sie online, ob sich nicht günstigere Alternativen finden lassen und wechseln Sie zum nächstmöglichen Zeitpunkt den Anbieter. Ein Überdenken Ihrer Konsumgewohnheiten kann hilfreich sein, wenn Sie dadurch etwa auf Markenware verzichten und beim Discounter zu Eigenmarken zu greifen.
Mit diesen Praxistipps bauen Sie Schulden ab:
- Haushaltsbuch anlegen
- Genauen Überblick verschaffen
- Konsumverhalten verändern
- Spontankäufe vermeiden
- Unnötige Verträge oder Abos kündigen
- Angebote vergleichen
- Anbieter wechseln
- Einkaufszettel schreiben
- Beim Discounter Eigenmarken kaufen
- Selbst kochen statt Lieferdienst oder Restaurant
- Kontoüberziehungen umgehen
- Energiefressern im Haushalt abstellen
- Rechnungen rechtzeitig begleichen
So gehen Sie mit Gläubigern um
Sollten Sie bei Gläubigern in der Kreide stehen, gehen Sie auf diese zu und informieren Sie sie über Ihr aktuelles Finanzproblem. Geben Sie sich kompromissbereit, stoßen Sie wahrscheinlich auf Verständnis und können mit Entgegenkommen rechnen. Fragen Sie nach der Möglichkeit einer Anzahlung oder Ratenzahlungen nach, um so etwas Zeit zu gewinnen und keine Mahnverfahren zu riskieren.
Planen Sie den Schuldenabbau
Durch das Haushaltsbuch haben Sie Ihre Kosten dokumentiert. Schaffen Sie es, diese zu optimieren. Nach Möglichkeit sollten diese Kosten Ihre Einnahmen über den Monat betrachtet nicht übersteigen. Was übrig bleibt, investieren Sie umgehend in den Abbau vorhandener Schulden. Planen Sie realistisch, indem Sie eine Liste anfertigen, die alle Schulden, Fristen und Gläubiger zusammenfasst. Mögliche Rückzahlungen sollten Sie so angehen, dass dadurch keine Neuen entstehen, weil Sie zu wenig Geld für Ihre Lebenshaltung eingerechnet haben.
Wann die Schuldnerberatung lohnt
Treten Sie trotz Haushaltsbuch, Einsparmaßnahmen und Ausgabenoptimierung weiter auf der Stelle, sollten Sie den Gang zur Schuldnerberatung antreten. Dort finden Sie kompetente Unterstützung im Umgang mit Gläubigern und der Bewältigung Ihrer Schuldensituation.
Für solch einen Schritt ist es nie zu spät, also ziehen Sie den Gedanken an externe Hilfe möglichst frühzeitig in Betracht. Durch juristische Feinheiten kann sich Ihr Weg raus aus den Schulden komplizierter gestalten als Sie das zunächst vermuten.
Damit Sie sich vor Abzockern schützen, empfehlen wir Ihnen Schuldnerberatungen öffentlicher Träger wie Rotes Kreuz oder Caritas. Seriöse Angebote werden Sie auch bei Ihrer Kommune oder der Verbraucherschutzzentrale finden. In der Regel wird dieser Service kostenlos angeboten, allerdings können mitunter längere Wartezeiten anfallen. Planen Sie diese also mit ein und oder nehmen Sie zunächst eine Telefonberatung bei einer Schuldnerberatungsstelle in Ihrer Nähe wahr.
Durch Umschuldung alte Schulden abbauen
Besitzen Sie ältere Kredite mit hohen Raten, sollten Sie eine Umschuldung in Erwägung ziehen. Das momentane Niedrigzinsniveau ermöglicht teilweise Kredite von unter 1% (Quelle: kreditheld.de) und kann Ihnen nutzen. So besteht unter Umständen für Sie die Möglichkeit, mit einem neuen, niedrigverzinsten Kredit bestehende Verbindlichkeiten auf einen Schlag abzuzahlen.
Vermeiden Sie eine vorschnelle Umschuldung
Um sicherzustellen, ob sich in Ihrem Fall eine Umschuldung rentiert, ist eine unabhängige Analyse Ihrer Finanzlage und Verschuldung empfehlenswert. Bevor Sie auf eigene Faust umschulden, sollten Sie sich daher Rat bei einer Schuldnerberatung holen. Zwar können Sie mit einem solchen Schritt viele verschiedene Gläubiger durch einen Einzigen (den neuen Kreditgeber) ersetzten, jedoch kann eine Umschuldung weitere Kosten mit sich bringen.
Schulden abbauen durch Nebeneinkommen
Durch kleinere Nebentätigkeiten bessern Sie jederzeit Ihre Haushaltslage auf und können zusätzlich Schulden abbauen. Beispielsweise können Sie einen Kellner-Job annehmen, am Wochenende Zeitungen austragen oder Pizzen ausliefern. Hierbei erwarten Sie keine Topgehälter, aber jeder Euro trägt zu Ihrer finanziellen Verbesserung bei. Kommt für Sie eine Nebentätigkeit in Frage, sollten Sie das in jedem Fall zuvor mit Ihrem Jobcenter oder Arbeitgeber abklären. Erkundigen Sie sich zusätzlich in Ihrer Firma nach der Möglichkeit, sich Überstunden auszahlen zu lassen. So verdientes Zusatzgeld verwenden Sie dann ausschließlich dafür, Ihre Schulden abzubauen. Zu etwas Geld können Sie auch gelangen, indem Sie auf Flohmärkten oder im Internet ausgediente Kleidung oder andere Gegenständen verkaufen.
Fazit
Effektiver Schuldenabbau funktioniert nur mit nachhaltiger Planung und konsequenter Herangehensweise. Vermeiden Sie vorschnelles Handeln, gehen Sie kleine Schritte und beginnen Sie als Erstes mit der Führung eines Haushaltsbuches. Ihnen wird bereits nach dieser Maßnahme auffallen, wo sich die ein oder andere Ausgabe einsparen lässt.
Je schwerer die Verbindlichkeiten wiegen, desto eher können Sie zum echten Problem werden, das im negativsten Fall auch Ihre Existenz bedrohen wird. Warten Sie bei einer Überschuldung nicht zu lange, bis Sie sich den Ernst der Lage eingestehen und dagegen vorgehen. Zögern Sie auch nicht damit, in solch einem Fall eine (seriöse) Schuldnerberatung aufzusuchen. Diesen Schritt gilt es eher als Neustart denn als Kapitulation zu interpretieren. Das Wichtigste zum Schluss: Vermeiden Sie Ihre Finanzen betreffend jegliche Unordnung! Chaos und fehlende Transparenz sind der Nährboden, auf dem Schulden gedeihen.