Der Begriff „Derivat“ fällt in Bezug auf Aktien und die Börse vergleichsweise häufig. Dabei wissen viele allerdings nicht genau, was sich dahinter verbirgt. Kein Wunder, denn Derivate zählen zu den wohl komplexesten Anlageprodukten am Markt. Dieser Artikel erklärt, wie Derivate funktionieren und welchen Nutzen sie bringen. Zudem wird auf die drei Arten von Derivaten eingegangen.
Was sind Derivate?
Ein Derivat ist ein Finanzinstrument. Man kann sich seine Funktionsweise wie einen Vertrag zwischen zwei Parteien vorstellen. Dieser legt fest, dass ein Basiswert, also beispielsweise eine Aktie oder ein Rohstoff, zu einem festgelegten Zeitpunkt zu einem bestimmten Preis gekauft werden kann oder muss. Dieser wird im Voraus vereinbart.
Dabei kann dieser Vertrag für einen oder mehrere Basiswerte abgeschlossen werden. Ein Derivat bietet somit die Möglichkeit, auf einen steigenden oder fallenden Preis des Basiswertes zu wetten. Es dient dabei als Spekulationsprodukt.
Das Derivat erhält seinen Namen vom lateinischen „derivare“, was so viel wie „ableiten“ bedeutet. Ein Derivat ist daher ein Finanzprodukt, welches sich von einem Basisprodukt ableitet.
Zu den Basiswerten von Derivaten zählen:
- Wertpapiere (z.B. Anleihen oder Aktien)
- Rohstoffe (z.B. Gold oder Öl)
- Handelswaren oder Produkte
- Devisen (z.B. Euro oder Dollar)
- Zinsen und Zinssätze
- Dividenden
- Kennziffern (z.B. Bonitätsratings oder Indizes)
Der Ursprung des Preises eines Derivats liegt somit in einem anderen Finanzprodukt. Da das Derivat seinen Preis den des Basisprodukts nachvollzieht, profitiert es von seinem zukünftigen Anstieg oder Verfall. Das macht es zu einer attraktiven Absicherung von Wertverlusten.
Verwendung von Derivaten
Termingeschäfte, wie sie auch bei Derivaten stattfinden, kennt man bereits seit dem Jahr 1750 v. Chr. Damals waren Derivate vor allem dafür gedacht, dass Bauern ihre Ernte absichern konnten.
So wurde zum Jahresbeginn mit einem Händler vereinbart, dass er eine bestimmte Ernte im Herbst für einen festgelegten Preis kauft. Auch wenn diese weniger als den vorher bestimmten Preis wert war, musste sie vom Händler zu den vorher festgelegten Bedingungen abgenommen werden.
Der Grundgedanke besteht bis heute, einzig das Konzept dahinter ist ausgeklügelter geworden. Trotzdem geht es bei Derivaten vor allem um eines: Absicherung. Heute werden sie von Anlegern genutzt, um sich gegen Preisschwankungen bestimmter Basiswerte abzusichern.
Neben dem Aspekt der Absicherung bieten Derivate allerdings noch eine weitere Möglichkeit: Spekulation. Anleger können auf die künftige Preisentwicklung von Basiswerten spekulieren. Den Basiswert selbst müssen sie dabei weder kaufen noch verkaufen. Mithilfe von Derivaten können Anleger darauf setzen, ob sich ein Basiswert innerhalb von einem bestimmten Zeitraum in eine spezielle Richtung entwickeln wird.
Unterschiedliche Formen von Derivaten
Derivate lassen sich in verschiedene Kategorien unterteilen. Man unterscheidet dabei zwischen Termingeschäften, Optionsgeschäften und Swaps.
Termingeschäfte
Bei Termingeschäften verpflichten sich beide Parteien dazu, eine Abmachung zu erfüllen. Termingeschäfte werden auch als Futures bezeichnet, wenn es sich dabei um Derivate an der Börse handelt. Werden sie nicht über die Börse abgewickelt, nennt man sie Forwards.
Optionsgeschäfte
Bei Optionsgeschäften erwirbt der Käufer das Recht auf den Kauf oder Verkauf von Basiswerten. Kauft man den Basiswert, so spricht man von der Call-Option, handelt es sich um einen Verkauf, von einer Put-Option. Hier hat der Käufer die Wahl, ob er von diesem Recht Gebrauch machen möchte.
Im Gegensatz dazu hat der Verkäufer keine Wahl: Er muss sich an die Abmachung halten. Das bedeutet, dass er den Basiswert zwingend liefern muss, wenn der Käufer dies verlangt.
Swaps
Die Basis eines Swaps sind im Gegensatz zu Termin- und Optionsgeschäften keine Basiswerte, sondern Zahlungsströme. Daher kann man Swaps durchaus auch als Termingeschäfte auf Kredite oder Devisen bezeichnen. Bei einem Swap werden Forderungen oder Verbindlichkeiten getauscht.
Kritik an Derivaten
Der weltweite Derivatemarkt ist mittlerweile auf mehr als 600 Billionen Dollar angestiegen. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass Risikoabsicherungen und Spekulationen weitaus beliebter sind, als Geschäfte abzuschließen. Dies birgt die Gefahr, dass wegen der Spekulanten die Rohstoffpreise künstlich in die Höhe getrieben werden.
Da es dabei nicht nur um Wertpapiere, sondern auch um Rohstoffe wie beispielsweise Reis und Weizen geht, können Derivate einen Grund dafür darstellen, dass sich Dritte-Welt-Länder diese Rohstoffe nicht mehr leisten können.
Fazit
Anleger können mithilfe von Derivaten durch Spekulation hohe Gewinne erzielen. Spekulationen sind allerdings immer mit Risiken verbunden, weshalb sie sich nur für erfahrene Investoren eignen. Doch auch durch seine Funktion als Absicherung kann man sich Derivate zunutze machen.