Auf lange Sicht gewinnt das Haus immer. Was unter Zockern als ausgemachte Weisheit gilt, die unter anderem bedeutet, rechtzeitig auszusteigen, wenn man eine Glückssträhne hat, lässt sich für Anleger umkehren. Weil das Haus immer gewinnt, profitieren auch Investoren vom weltweiten Erfolg von landbasierten und Online-Casinos. Glücksspiel-Aktien als lukrative Anlagen sind zwar nicht so bekannt wie Investitionen in Big Tech oder Kryptowährungen, aber sie zeigen seit Jahren fast ununterbrochen steigende Dividenden auf.
Allein von 2008 bis 2018 ist der Umsatz von staatlichen, landbasierten Spielbanken und Geldspielautomaten in Deutschland von 22,75 Milliarden Euro auf 37,3 Milliarden Euro gestiegen.
Noch attraktiver werden Glücksspielaktien, weil in dem neuen Glücksspielländerstaatsvertrag, der ab dem 1. Juli 2021 in der Bundesrepublik gilt, erstmals Online-Casinos legalisiert werden. Bislang waren Online-Zocker in einer rechtlichen Grauzone aktiv, weil die virtuellen Einrichtungen in Deutschland zwar verboten, in der EU aber zugelassen waren, sofern sie eine Lizenz aus einem der Mitgliederstaaten der Europäischen Union besaßen. Eine Ausnahme gab es nur für Schleswig-Holstein, wo die Landesregierung 2012 im Alleingang Online-Casinos lizenziert hatte und dann dem Länderstaatsvertrag beigetreten war.
Die Bundesregierung plant, zunächst einmal 20 Konzessionen zu erteilen. Für Anbieter, die mit ihren Webseiten bereits in Deutschland aktiv sind, gilt bis zum Sommer eine Übergangsregelung, nach der sie geduldet werden. Sollten sie allerdings gegen die deutschen Richtlinien verstoßen, was unter anderem Jugendschutz, Vermeidung von Suchtgefahr und Transparenz betrifft, so scheiden sie automatisch aus der Riege der potenziellen Bewerber um die kostbaren Lizenzen aus.
Rechtssicherheit und Akzeptanz seitens der Gesetzgeber wird nach Expertenmeinung deutlich zur Beliebtheit der schon jetzt populären Online-Spielbanken beitragen, was Anleger nur erfreuen kann. Vor allem Wertpapiere von Konzernen, die eine der begehrten deutschen Lizenzen erhalten werden, können auf kräftigen Zuwachs hoffen. Zu den Favoriten gehören die Online-Casinos, die in Schleswig-Holsten bereits bewiesen haben, dass sie strengen Sicherheitsauflagen genügen.
Aber auch Fonds-Anbieter wie die US-amerikanische Roundhill Investments, die im vergangenen Jahr die allerersten ETFs für den Bereich eSports und Sportwetten auf den Markt gebracht haben, sind für Anleger interessant, weil es sich bei beiden Branchen um Wachstumsmärkte innerhalb der Glücksspielindustrie handelt. ETF steht für Exchange Traded Funds oder auf Deutsch, börsengehandelte Indexfonds. Dabei wird der Marktwert des jeweiligen Index so genau wie möglich abgebildet, und weil es sich um einen Fonds statt um einen einzigen Anbieter handelt, wird das Risiko deutlich gemindert.
Wer sich selbst ein Bild von den Möglichkeiten machen möchte, kann sich die an der Börse gehandelten Online-Casinos und Sportwettenanbieter auf dem Handy, Tablet oder PC angucken und mit ein paar Probespielen in den besten Online-Casinos feststellen, welche ihm selbst als Kunde zusagen würden. Wer sich zudem die Meinung von Freunden einholt, deren Meinung er schätzt, kann seine eigene kleine Marktforschungsstudie vor dem Ankauf anstellen.
Weil für die Zulassung an der Frankfurter Börse, die einer der wichtigsten Handelsplätze der Welt ist, strikte Auflagen gelten, sind hier gemachte Anlagen zwar genau wie überall normalen Kursschwankungen unterworfen, aber zweilichtigen Unternehmen bleibt die Tür verschlossen. Um in Frankfurt in den regulierten Markt aufgenommen zu werden, muss das emittierende Unternehmen mindestens drei Jahre alt sein. Der erwartete Emissionskurswert muss bei mindestens 1,25 Millionen Euro liegen, und der Gesamtnennbetrag für die Zulassung von anderen Wertpapieren als Aktien muss mindestens 250.000 Euro betragen. Um die Transparenz zu gewährleisten, muss während des Geschäftsjahres mindestens ein Zwischenbericht zur Finanzlage und zum allgemeinen Geschäftsgang veröffentlicht werden. Unternehmensrelevante Informationen sind sofort zu veröffentlichen.
Zu den an den Börsen notierten Glücksspiel-Unternehmen mit internationalem Renommee gehören mittlerweile auch Betreiber wie Las Vegas Sands und Caesars, die durch die Glitzerpaläste im amerikanischen Zockerparadies Nevada berühmt-berüchtigt geworden sind.
Dass die künftig in der Bundesrepublik zugelassenen Online-Casinos keine Chance haben, berüchtigt zu werden, wird von einer eigens gegründeten Aufsichtsbehörde kontrolliert. Deren strikte Auflagen kommen potenziellen Anlegern genauso zugute wie den Kunden. Während Schlagzeilen kurzfristig für Interesse sorgen können, sind negative Meldungen alles andere als erwünscht.
Damit es damit in deutschen Spielbanken keine Schwierigkeiten gibt, werden bei der Anmeldung Alter und Identität der Kunden überprüft und pro Spieler dürfen pro Monat maximal 1000 Euro für Online-Glücksspiel aller Art eingesetzt werden, vom Lotto über Renn- und Fußballwetten bis zu Slots, Blackjack und Poker.
Zocker, deren Spielverhalten Anlass zu Bedenken gibt, werden in eine bundesweit geltende Sperrdatei aufgenommen. Wer sich Gedanken um potenzielles Suchtverhalten macht, kann sich außerdem freiwillig in die Sperrdatei eintragen lassen.
Weil die meisten Glücksspielaktien für ein- bis zweistellige Summen gehandelt werden, ist der Einstieg selbst ohne großartiges Vermögen möglich. Allerdings gilt auch hier die Faustregel, dass stets nur Geld investiert werden sollte, das verschmerzt werden kann oder zumindest längerfristig nicht gebraucht wird. Um lohnende Anlagen zu finden, empfiehlt es sich, die entsprechenden Börsenkurse über einen längeren Zeitraum zu studieren und zu gucken, wer welche Investitionen getätigt oder angekündigt hat. Besonders interessant wegen der Neuregelung der deutschen Gesetzeslage sind Online-Glücksspielanbieter, die voraussichtlich eine der begehrten Lizenzen erhalten werden. Dazu gehören potenziell auch Betreiber, die bisher in Gibraltar konzessioniert waren. Weil die Halbinsel seit Brexit nicht mehr zur EU gehört, müssen sich die dortigen Online-Casinos nach neuen Lizenzen umsehen.
Die Zuliefererbranchen in Deutschland sehen ebenfalls potenziell rosigen Zeiten entgegen. Obwohl Online-Casinos nur geringes Personal benötigen, kommen sie ohne Software auf dem neuesten Stand und ständig neuen Spielen nicht aus. Zwar gewinnt das Haus immer, doch die Einrichtung ist mitentscheidend – und für Anleger eben auch der Standort.