Unter islamischen Anleihen werden Anleihen verstanden, welche das islamische Zinsverbot umgehen.
Streng gläubigen Muslimen ist nämlich die Entgegennahme von Zinsen für verliehenes Geld verboten. Ausdrücklich erlaubt der Koran jedoch die Verteilung von entstandenen Gewinnen. Um das Zinsverbot zu umgehen, müssen also die Zinszahlungen mit „passenden“ Gewinnauszahlungen („Dividenden“) ersetzt werden.
Das überwiegend islamische Malaysia hat im Jahr 2002 einen Zerobond, d. h. eine Anleihe mit einem Zinssatz von 0%, begeben, deren Kapital ausschließlich in islamverträgliche Investitionen (keine Alkoholproduktion, keine Schweinefleischverarbeitung etc.) fließen sollte. In Deutschland wäre so etwas mit ethischen Investments wie z.B. der Ökobank vergleichbar.
Die Rückflüsse aus den islamverträglichen Investments werden als Gewinne bezeichnet, welche bei Laufzeitende der Anleihe in einem Stück auf die einzelnen Käufer der Anleihe aufgeteilt werden.
Konstrukte zur Umgehung
Das Land Sachsen-Anhalt hat im Jahr 2004 ein Anleihekonstrukt begeben, in dem schuldrechtlich die Nutzungsrechte von Immobilienvermögen des Landes an eine niederländische Stiftung übertragen werden. Dafür erhielt das Land eine einmalige Zahlung, was einer Kreditaufnahme entspricht. Diese niederländische Stiftung widerum vermietet das Vermögen gegen jährliche Mietraten an das Land zurück, die somit den Zinszahlungen einer normalen Anleihe entsprechen.
Zur Finanzierung des Kaufs der Nutzungsrechte emittiert die niederländische Stiftung Treuhandzertifikate (also eben islamische Anleihen) an arabische Anleger zur Investition der s.g. „Petro-Dollar„. Das islamische Zinsverbot wird dadurch umgangen, dass die Mietraten als Gewinnverteilung gelten, die aus einer wirtschaftlichen Leistung resultieren.
Am Laufzeitende erwirbt das Land Sachsen-Anhalt die Nutzungsrechte durch einmalige Rückzahlung der Summe aus 2004 zurück, wodurch die niederländische Stiftung das Kapital erhält, das sie den arabischen Investoren zurückzuzahlen hat.
Eine recht geschickte Lösung also, um sich von Investoren aus Arabien Kapital leihen zu können. In diesem Zusammenhang mag jedoch bezweifelt werden, dass diese arabischen Investoren nicht auch schon mal ganz normalen Staatsanleihen kaufen, um ihr Geld anzulegen.